Wer im Sommer gerne im Millstätter See badet, sollte es nicht versäumen, zum Lurgele/ Lugele bei Döbriach hinauf zu wandern. Von Millstatt kommend, biegt man/frau vor Döbriach links von der Hauptstraße in die Römerstraße ab, zum 500 m entfernten Parkplatz Klettergarten Breitwand. Durch einen angenehm kühlen Wald geht es ca. 20 min. bergauf, zu der kleinen Halbhöhle. Schade, dass diese durch ein eisernes Gitter versperrt ist. Hinter den Gitterstäben befindet sich eine Lourdes Madonna, vor der eine betende junge Frau kniet.
Sagen vom Lurgele, Lugele, Lülgele
Im Norden von Döbriach am Millstätter See streben die Felsen des Koflach fast senkrecht in die Höhe. Beinahe unheimlich blickt die sogenannte Breitwand, ein großer Gletscherschliff aus der Eiszeit, auf das saubere Dorf nieder. Westlich dieser Breitwand befindet sich eine Felsenhöhle, welche die Bewohner das „Lülgele“ nennen. Dieser Name stammt von „lugen“, darum wird diese Höhle auch mitunter als „Lugele“ bezeichnet. Man kann von dort sehr schön in das Tal herunterlugen, und auf der anderen Talseite heißen zwei Bauernhöfe „Oberluger“ und „Unterluger“. Von da aus hat man eine herrliche Fernsicht über den Millstätter See auf die Hohen Tauern.
Im „Lülgele“ hauste einstens ein Einsiedler, der einen sehr frommen Lebenswandel führte. Man fand noch vor wenigen Jahren ausgehöhlte Weihbrunnbecken im Felsen, und auch seine Liegestatt war im Innern der Höhle zu erkennen. Aus der Höhle floß auch ein Bächlein, das heilkräftig gewesen sein soll. Damit hat der Einsiedler, der von milden Gaben lebte, zahlreiche Menschen von ihren Augenleiden geheilt.
Eine Gräfin Porcia in Spital an der Drau besaß zwei augenkranke, rassige Doggen. Da sie vom Einsiedeler im „Lülgele“ und seinem Heilwasser gehört hatte, ritt sie nach Döbriach und führte ihre Hunde an der Leine mit. Sie verlangte vom Einsiedler, daß er auch ihre Doggen heile.
Der alte Mann aber erklärte, das dürfe er nicht tun, denn dieses Wasser sei nur für die kranken Menschenaugen bestimmt. Die Gräfin fuhr den Einsiedler immer schärfer an, das Wasser auch an die Hundeaugen zu bringen. Weil sich aber der Mann in keiner Weise erweichen ließ, erklärte die Gräfin: “Wenn ihr meinen Wunsch nicht erfüllt, lasse ich meine Hunde auf euch los!“
Der Einsiedler wehrte immer wieder ab und bückte sich auch jetzt nicht zum heilsamen Wasser. Während nun die Gräfin die Hunde, die bereits die Zähne fletschten, von den Leinen nahm, kroch der Einsiedler rasch in den Felsspalt zurück, wohin ihm die Hunde nicht folgen konnten, weil sich das Gestein schützend hinter ihm geschlossen hatte. So sehr die Hunde ihre Schnauzen auch in den Felsspalt klemmten, sie konnten diesen nicht mehr öffnen. Seit jener Stunde verlor das Wässerlein seine Heilkraft, und der Einsiedler wurde nie mehr gesehen. 1
Zum Namen Lug / Lur: Die Erde wurde in der baskischen Mythologie als Göttin Lur bezeichnet, durch ihren Steinspalt schlüpften die Menschen nicht nur um Krankheiten abzustreifen, auch die kleinen Kinder kamen aus ihrem dunklen Erdschoß. Früher hüteten Priesterinnen die heiligen Plätze in der Waldeinsamkeit bei Bäumen, Höhlen und Quellen. Sie schöpften Wasser in steinerne Schälchen, das sie zu Kult- und Heilzwecken verwendeten. Zu ihnen kamen die Frauen, die sich mit der Göttin verbunden fühlten.
Dass sich später auch männliche Einsiedler beim Lurgele aufgehalten haben kann ich mir gut vorstellen. Die Atmosphäre vor der kleinen Höhle hat etwas besonders, es ist sehr ruhig, man könnte stundenlang dableiben und den Alltag vergessen. Auch zum Lugen, zum Spähen auf die gegenüber liegende Seite des Tales könnte der Platz genutzt worden sein und um Signalzeichen zu senden. Diese Aufgabe übernahmen schon in frühester Zeit die Eremiten.
Doch wo ist die Heilquelle? Die Höhle wirkt trocken. Hören wir sie in der Nähe leise rauschen? Ein Stück weiter oben, ganz verborgen fließt sie klar und kräftig in ein kleines Becken. Welch eine Überraschung, diese wunderbar erfrischende Quelle! Macht doch die Sage diesen Platz eher unheimlich.
Die Sage von der grausamen Gräfin, die auch die Salamanka genannt wurde, zeigt nur mehr ein verzerrtes Bild des dunklen Aspektes der Erd -und Wassergöttin. Ihre schwarzen Hunde galten als Wächter und Begleiter in die Unterwelt. Salamanka klingt ähnlich wie Shamanka, was Schamanin bedeutet. Doch bei der Bevölkerung rund um den Millstättersee hieß die einst hier verehrte Muttergöttin die Berchtl, die weitum als Kinderbringerin bekannt war. Die ihr geweihten Plätze sollten im Zuge der Christianisierung nicht mehr aufgesucht werden, damit die einheimischen Leute im Dorf in die Kirche gingen.
Die Pfarrkirche in Döbriach ist dem Heiligen Ägydius geweiht und da ist er wieder der Einsiedler, den die böse Gräfin vertrieben haben soll. Ädydius tritt meist dann als Schutzpatron einer Kirche auf, wenn eine alte Kulthöhle in der Nähe ist. Die Christianisierung hat aus ihm einen Heiligen gemacht. Die Hirschkuh als seine treue Begleiterin ist die Muttergöttin selbst, die ihn mit ihrer Milch ernährt.
Die Symbolik der christlichen Bildsprache zeigt hier auch einen Drachen, der vom heiligen Georg durchbohrt wird. Dies weist auf die Erd- und Wasserströme die durch die Landschaft fließen und besonders in der Höhle beim Lurgele wahrnehmbar sind. Der Drache verkörpert jedoch auch die frühere Religion der Naturverehrung, die durch die Christianisierung vom Heiligen Georg bekämpft wird.
Die Göttin dieser Region erscheint in vielerlei Gestalten, in ihrem dreifachen Wesen ist sie in Kärnten Jungfrau, Mutter oder
weise alte Waldfrau. In der Kirche von Döbriach sehen wir sie auf einem Bild der zwölf Nothelfer, als Heilige drei Madeln. Margarethe gefällt mir
besonders gut, sie ist mit der Drachenkraft verbunden. Katharina mit dem Rad und die heilige Barbara mit Kelch und Turm begleiten sie.
1 - Mathias Meierbrugger, Kärntner Sagenbuch, Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 1982, S 112/113
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Heidi (Dienstag, 02 Januar 2024 21:00)
Diese grotte sind wir jahrelang in saisonzeiten, mit den Kindern als sagenwanderung hochgegangen, es war immer schön....
Einmal als wir oben waren floss Wasser.... Ewig in Erinnerung... Lg heidi