Teufelsgraben Seeham

  

Blick auf den Wildkar Wasserfall

 

In Seeham, so erzählen die Einheimischen, soll sich einst der Teufel bei einem Wasserfall im Teufelsgraben, aufgehalten haben. Er rutschte gerne an einer steinernen Rinne hinab und hinterließ sogar seinen Fußabdruck in einem Wasserbecken.

 

Teufelssteine, Teufelsbrücken, Teufelsgräben sind Orte, die unseren Vorfahren einst Heilig waren. Sie näherten sich ihnen achtsam und erfreuten sich an ihrer wunderbaren Ausstrahlung. Finden wir diese Plätze noch unversehrt, so wie hier in Seeham, berühren sie auch heute noch all unsere Sinne.

 

Wer etwas oberhalb im Gelände auf den Wildkar Wasserfall schaut, sieht deutlich weibliche Körperformen. Die Erd- Stein- und Wassergöttin gewährt uns hier einen sehr intimen Blick auf ihren Unterleib, aus dem ihr fruchtbares Wasser des Lebens sprudelt. Bewundernd erkennen wir die Körperorgane einer Riesin der Urzeit.

 

Kindlbad und Steinkult

Der Steinkult unserer Vorfahren beinhaltete Rituale, die vor allem von Frauen ausgeübt wurden. Sie rutschten an schräg geneigten Steinen hinab, um direkt in den Schoß der großen Mutter zu gelangen. In den Trog, in das Kar, in den Kessel, der aus natürlich geformten Steinen, Bachmulden, oder kleinen Bergseen bestand.

 

Die religiösen Vorstellungen der Menschen der Jungsteinzeit beinhalteten den Glauben an die Erneuerung der Seele, die sich nach dem Tod im jenseitigen Reich der Muttergöttin aufhielt und verjüngte. Wenn die Zeit der Wiedergeburt gekommen war, konnte eine gebärfähige Frau in einem sogenannten Kindlbad eine Kinderseele aufnehmen und erneut zur Welt bringen.

 

 S` Kindlbad

 gemalt von Monika Rosenstatter / Seeham

 

Dieses Tun der Frauen beinhaltete das Wissen um die magische Wirkung von Bräuchen, Tänzen, Gebeten und Anrufungen. Es diente der Hilfe bei Empfängnis und Geburt und galt dem Schutz, sowie dem Weiterbestand der Familiensippen und der Dorfgemeinschaften.   

 

Wir haben im sogenannten Teufelsgraben einen Frauenkultort wiedergefunden, bei dem sich gar kein männlicher Teufel herumtrieb, sondern eine Teufelin, mit der die einst hier verehrte lokale Göttin gemeint ist. Der Fußabdruck des Teufels war ihr Heiliger Schoß, der Fruchtbarkeit schenkte.

 

Von der symbolhaften Bedeutung des Fußes berichten zahlreiche Hochzeitsbräuche, dabei spielte der passende Schuh für die Braut meist eine erotische Rolle. Der Schuh als Sinnbild des weiblichen Schoßes wurde der Braut im Pinzgau / Bundesland Salzburg, nach der Hochzeit gestohlen, um dann in einem spaßhaften Spiel neu angepasst zu werden. Die Anspielungen an das Brautpaar waren hier deutlich auf die geschlechtliche Vereinigung und auf den zukünftigen Kindersegen gerichtet.

 

Der Name der Landschaftsgöttin in der Region um Seeham war Ma, Mat, Mata, Muatta, Muada, der nach ihr benannte See hieß Mat-See. Darauf weist auch der frühere Name der Region Mater Gowe.

 

Schauen wir uns in den zahlreichen Kirchen im Salzburger Flachgau genauer um, entdecken wir in der Symbolik der Kunstwerke meist weibliche Traditionen mit älteren Wurzeln. Die christliche Religion verdrängte zielstrebig die Verehrung der Muttergöttin an den Naturkultplätzen. Mit unheimlichen, abschreckenden Geschichten, sollte das Aufsuchen von heiligen Quellen, Steinen und Bäumen unterbunden werden.       

 

 

Seekirchen / Die uralte Wasserdrachin zu Füßen von Maria und dem Jesuskind

 

In Seekirchen sehen wir einen weiblichen Drachen mit einer großen, nährenden Brust zu Füßen von Maria und dem Christuskind liegen. Mit dem Stab des Kreuzes, der sich in den Mund der Drachin bohrt, soll das wässrige Element gebannt werden. Die uralte Drachenfrau verkörpert die weiblichen Naturkräfte, die Wildbäche, Quellen, Flüsse und Seen.

 

Frauen sollten heute wieder den Wildkar Wasserfall in Seeham aufsuchen. Wer ein erfrischendes kühles Bad im Kessel der großen Mutter wagt, könnte sich damit stärken und erwartungsvoll Neues empfangen.

 


 

Bild der Madonna in Seekirchen: Braumann Franz, Salzburger Land, Tyrolia Verlag, Innsbruck, Wien München 1977, S 85

Foto vom Wildkarwasserfall: Daniela Lettmayer

 

 

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